Foxcatcher

Foxcatcher

Bennet Millers Filme entspinnen sich mit Vorliebe im Angedeuteten. Auch sein neuer Film Foxcatcher, der in der letzten Woche in den deutschen Kinos angelaufen ist, bildet da keine Ausnahme. Von Daniel Kunkel.

Foxcatcher

09.02.2015 11:36

Regie: Bennet Miller; mit Steve Carrell, Channing Tatum; USA 2014 (Koch Media); 134 Minuten; ab 5. Februar im Kino

»Die Umstände kamen mir aberkomisch und absurd vor, aber das Endergebnis ist so schrecklich und unmittelbar real«, sagt Regisseur Bennet Miller über den wahren Fall, auf dem sein neuer Film basiert. Der Milliardär John Eleuthère du Pont, der Lieblosigkeit der Mutter ausgeliefert und dem Narzissmus des großen Namens nicht gewachsen, kompensiert seine Größenlust im Mäzenatentum für das standesungemäße Ringen. Als ambitionierter Patriot ist er gewillt, die US-Ringermannschaft persönlich zum Erfolg zu führen. Dazu wirbt du Pont den noch jungen, unsicheren Olympia-Gewinner Mark Schultz als Mitglied und Trainer für sein Foxcatcher-Team an. Nach viel Nichthandlung mit sehr viel Spannung engagiert du Pont auch noch David Schulz, Marks älteren und gesetzteren Bruder – das Setting für die Katastrophe.

Miller zeichnet den Dynastiesonderling als psychotisch, kontaktgestört, infantil. In den absurd-komischen Momenten sind du Ponts (überragend: Steve Carrell, Blödelkönig aus Jon Stewarts linksliberaler »Daily Show«) Regungen kindlich-homoerotisch, sein schwächlicher Körper macht ihn physisch, seine Wut psychisch zum Kind. Sein Anwesen erscheint als Mischung aus Schneekugel und Neverland Ranch.

Das bevorstehende Verhängnis lässt Miller seine Zuschauer jede Minute gnadenlos spüren. So unbeweglich die Kamera, so still die Umgebung, so grau die Umwelt und so destruktiv die Beziehungen daherkommen, so unbeweglich, still, grau und destruktiv sind die Figuren selbst (mit einer Ausnahme). Es gibt kein Außen. Die Bilder neigen zum Psychologischen (nicht Affektiven), sie lösen nicht Mitgefühl aus, sondern haben die gleiche Relevanz und Dringlichkeit wie eigene psychische Zustände. Das macht den Film aus, ihn stellenweise aber auch schwer erträglich.

Miller hat einen Hang zur Handlungsarmut, seine Filme entspinnen sich mit Vorliebe im Angedeuteten. In »Capote« erschließt der gruslige Ästhet die komplizierte Identifikation des Literaten Truman Capote mit einem Mörder. In »Foxcatcher« malt er ohne jede morbide Symbolik einen Friedhof, der bloß noch des Psychotikers bedarf, der ihn wahrmacht.

Daniel Kunkel