Foxtrot

Foxtrot

Das Drama »Foxtrot« befasst sich mit dem israelischen Militär - politisch ist es allerdings harmlos. Katrin Hildebrand über den Film, der seit dem 12. Juli in den Kinos läuft.

Foxtrot

17.07.2018 15:29

Regie: Samuel Maoz; mit Lior Ashkenazi, Sarah Adler; Israel/ Deutschland u. a. 2018 (NFP); 113 Minuten; ab 12. Juli im Kino

Israels Kulturministerin hat sich unbändig über diesen Film geärgert. »Foxtrot« beschädige den guten Ruf der Israel Defense Forces (IDF), sagte Miri Regev vom Likud, die bis 2007 Pressesprecherin der Streitkräfte war. Als ein israelisches Festival in Paris mit »Foxtrot« eröffnen wollte, versuchten Regev und die Botschaft vergeblich, das zu verhindern. Lächerlicher geht es kaum. Denn man kann Samuel Maoz’ Drama in vielen Punkten kritisieren – politisch ist es harmlos.

Es zeigt israelische Soldaten an einem schnarchnasigen Stützpunkt beim Nasebohren und blöd Daherreden. Typisch postpubertäre Männer halt, wobei Wichsgespräche aus künstlerischer Sicht so was von altbacken sind. Unsinnige Aufgaben dagegen gibt es in jeder Armee, und selbst in Gebieten, wo es sonst heiß hergeht, herrscht irgendwo gähnende Leere. Ausgerechnet an einer Schranke, die allenfalls für ein Kamel Platz machen muss, nicht aber für den Feind, kommt es zu einem unglücklichen Schusswechsel. Unschuldige sterben, die jungen Soldaten sind schockiert und vertuschen alles. Huch!

Das eigentliche Problem des Films ist das Drehbuch. Denn bis auf die Schießerei und die Schreckensmeldung an die Eltern, dass ihr Sohn an seinem Stützpunkt ums Leben gekommen sei, passiert so gut wie nichts. Die Bilder sind schön, teils sogar höchst künstlerisch komponiert. Die lyrische, transzendente Kraft ballt sich in einer einzigen großartigen Szene zusammen: Ein Soldat tanzt mit der Waffe, besinnungslos, selbstvergessen, unschuldig und verdorben, dumm und weise, idiotisch und elegant.

Den Rest des Films verbringt der Zuschauer mit dem schwer depressiven Vater des toten Soldaten. Natürlich ist die Depression begründet. Unbegründet ist es, dass Maoz einen stundenlang mit der Aggression, dem Selbstmitleid, dem Hass und dem Schweigen dieses Mannes, der nur eine Miene aufsetzt, foltert.  Zum Schluss entpuppt er sich auch noch als widerlicher Patriarch. Bis dahin dehnt jede Sekunde sich bis ins Unendliche, jeder Dialog schleppt sich zäh dahin, jede Bewegung scheint sich in Zeitlupe abzuspulen, so schwer, so dröge kommt die Antihandlung daher. Soll der Zuschauer am Ende so kaputt sein wie der Protagonist am Anfang? Aber Betroffenheit zu erzeugen ist noch keine Kunst und noch weniger Erkenntnis.           

Katrin Hildebrand