Hope for all. Unsere Nahrung - unsere Hoffnung

Hope for all. Unsere Nahrung - unsere Hoffnung

Die Regisseurin und Buchautorin Nina Messinger präsentiert mit ihrem Crowdfunding-Projekt „Hope for all“ einen Mix aus Kochsendung, Ernährungsberatung und berechtigter Kritik an der Massentierhaltung. Mira Landwehr hat den Film gesehen.

Hope for all. Unsere Nahrung - unsere Hoffnung

11.05.2016 15:11

Regie: Nina Messinger; Österreich 2016 (Tiberius Film); 100 Minuten; ab 12. Mai im Kino

Die Regisseurin und Buchautorin Nina Messinger präsentiert mit ihrem Crowdfunding-Projekt „Hope for all“ einen Mix aus Kochsendung, Ernährungsberatung und berechtigter Kritik an der Massentierhaltung. Der Film beginnt mit dem Aufruf der Primatenforscherin Jane Goodall: „Leben Sie achtsam.“ Achtsamkeit, Ganzheitlichkeit, Quantenmedizin, Vitalstoffe und Lichtenergie gehören zu den Lieblingsvokabeln Messingers, die bereits in ihrem 2011 erschienenen Buch Du sollst nicht töten (Smaragd) aus diesem Humbugfundus schöpft. Und so gehören zu ihren Interviewpartnern solch zwielichtige Gestalten wie der Rechtsesoteriker Rüdiger Dahlke oder der Mediziner Ernst Walter Henrich, der keine Berührungsängste mit Querfrontideologen hat und auf seiner Internetseite die totalitäre Sekte Universelles Leben in Schutz nimmt. Hinzu kommt eine ins Absurde gesteigerte Lobpreisung der pflanzlichen Ernährung, mit deren Hilfe offenbar so gut wie jede Zivilisationskrankheit in den Griff zu kriegen ist, und überhaupt sind Veganer fit wie Hanf-Turnschuhe und werden mindestens hundert Jahre alt. Alle!

Dass Messinger dennoch vernünftige Positionen zusammentragen konnte, ist schön und gut, doch der Film zeigt im Grunde nichts Neues, wenn auch die Bilder von kuschelnden Kühen und Schweinen, die offensichtlich großen Spaß daran haben, eine Schlammrutsche hinunterzuschlittern, ans Herz gehen. Ethologen erforschen schon lange das vielfältige Gefühlsleben von Tieren und wissen, dass sie Trauer, Eifersucht, Angst, aber auch Freude und Lust empfinden können. Jeder Haustierbesitzer weiß das. Anders als grausam ist also das, was wir den sogenannten Nutztieren in den lichtlosen Folterkammern der heutigen Tierhaltung als „Leben“ zumuten, kaum zu bezeichnen. Das belegen unter anderem die Aussagen von Schlachtern und Rinderbauern im Film, die aus der Branche ausgestiegen sind, weil sie die psychische Belastung des Tötens nicht mehr ausgehalten haben. Visuell spart der Film hier kaum etwas aus und zeigt Undercover-Aufnahmen aus dem ganz normalen Alltag der Nutztiere – Kühe, die verzweifelt nach ihren Kälbern brüllen, das entsetzliche Schreien von männlichen Ferkeln, denen standardmäßig ohne Betäubung die Hoden herausgeschnitten werden, verwesende Kadaver und Kannibalismus in den überfüllten Ställen, Schlachttiere, die brutal in den Tod geprügelt werden. Selbst eingefleischte Steakfreunde dürften bei diesen Bildern schlucken. Die Frage des Verhaltensforschers Marc Bekoff scheint angebracht: „Wen (und nicht was) gibt es heute zum Abendessen?“

Damit als Nachgeschmack vom Film jedoch nicht nur der Eindruck eines Feel-guilty-Movies haftenbleibt, endet er – wie könnte es anders sein – mit einer Menschenkette! Auf einer grünen Wiese! Mit pathetischer Musik! Alles wird gut.

Mira Landwehr