LK 27

literatur konkret Nr. 27

11.9. Das Buch danach

Am 11. September jährte sich der Tag, an dem fast dreitausend New Yorker dem Terroranschlag auf das World Trade Center zum Opfer fielen. Hunderte Schriftsteller, Denker, Wissenschaftler haben, was damals geschah, zu verstehen, zu erklären, zu deuten versucht: Hat an jenem Tag die Weltgeschichte neu begonnen? Waren die Täter nur Täter; sind die USA nur Opfer? Gibt es das Böse, und wo wohnt es? Führt Islamismus zum Faschismus und muß weg? Leben wir im Zeitalter einer Pax Americana, und wäre sie die Endstation der Geschichte? Oder ist der 11.9. ein Jahr danach nur noch eine Geschäftsidee? LITERATUR KONKRET 2002 zieht eine kritische Bilanz der medialen Bemühungen.

Der Ausstellung zum 11.9.2001 "Here is New York. A Democracy of Photographs", die Georg Seeßlen in seinem Beitrag "Fressen für die Geier" u.a. untersucht, sind auch die Fotos entnommen, die den Hauptteil dieses Heftes illustrieren. Die Schau ist in verschiedenen deutschen Städten oder im Internet unter www.hereisnewyork.org zu sehen. Der hintere Teil des Heftes, der zahlreiche Kurzrezensionen versammelt, dokumentiert außerdem einige Titelseiten internationaler Zeitungen nach dem 11. September, während die letzte Seite, mit dem "Stern"-Titel vom 5.9.2002, den Blick auf eine Gegenwart lenkt, die nicht vergeht.


Inhalt

  • Jüngstes Deutschland
    Sentimentale Bedürfnisse nach einer heilen deutschen Nation. Zum Geschichtsbild der sogenannten Generation Golf. Von Joachim Rohloff
  • Die Tugend der Unwissenheit
    Thomas von der Osten-Sacken und Thomas Uwer über die zahlreichen Versuche, den Deutschen den Islam nahezubringen und ihn vom Islamismus strikt zu trennen
  • Wahn der Gleichsetzung
    Gerhard Scheit über die Grammatik der Globalisierungskritik und Noam Chomskys Anklageschrift The Attack
  • Das Buch danach
    Martin Büsser über viele vergebliche Bemühungen, das Wesen des Terrors zu ergründen
  • Natural born Quasselstrippen
    Zwei deutsche Schreibschülerinnen übten in New York das Verfassen von Tagebucheinträgen - ohne Erfolg. Von Michael Rudolf
  • Aufrüstung des eigenen Lagers
    Michael Hahn über die nach dem 11.9. geäußerte Kritik an der Außenpolitik der USA
  • Doppelter Selbstmord
    Hermann L. Gremliza über ein gesellschaftliches Symptom
  • "Sinn machen"
    Horst Pankow über die spätbürgerliche Sehnsucht nach Gemeinschaft
  • Fressen für die Geier
    Wie der 11. September im kollektiven Gedächtnis Gestalt annimmt. Von Georg Seeßlen
  • Ungeschriebene Bücher
    Hermann P. Piwitt über Schriftsteller im geschlossenen Wahnsystem
  • Rezensionen
    13 Autorinnen und Autoren stellen neue Bücher zum Thema vor
    Rezensentinnen und Rezensenten:
    Gert Ockert, Oliver Tolmein, Magnus Klaue, Gerd Fittkau, Michel Raus, Joachim Rohloff, Alexandra Bader, Benjamin Schiffner, Martin Büsser, Marit Hofmann, Dietrich Kuhlbrodt, Matthias Becker, Christoph Fleischmann
    Besprochen werden u.a. Bücher von:
    Peter Sloterdijk, Sebastian Scheerer, Adriano Sofri, Georg Seeßlen/Markus Metz, Susan Buck-Morss, Michel Chossudovsky, Salman Rushdie, Susan Sontag, Udo Ulfkotte, Arnold Schölzel, Arnold Stadler, Heinz Peter Schwerfel, Holger Biedermann, Max Goldt, Francis Fukuyama, Noam Chomsky