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Ein Gerücht über Israel

Nicht einmal die Uno-Statistik belegt, dass es in Gaza eine Hungersnot gab. Von Jan Miotti

Den Unterschied zwischen ›Hunger haben‹ und einer Hungersnot nicht begreifen zu können, war und ist in deutschen und internationalen Medien ein Volkssport geworden«, schrieb Bernhard Torsch in konkret 9/25, und wer sich weigert mitzuturnen, zieht Diffamierung oder wenigstens Argwohn auf sich. Torsch behauptete, es gebe offensichtlich Hunger und Lebensmittelknappheit, aber – entgegen der Einstufung durch die Uno anhand der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) – eben keine Hungersnot in Gaza. Laut Uno waren zwischen der Ausrufung einer Hungersnot Stufe fünf (der höchsten) für rund 500.000 sowie Stufe vier für rund eine Million Menschen am 22. August und dem Waffenstillstand am 10. Oktober knapp über 10.000 Hungertote zu erwarten. Eine Prognose, die medial monatelang als Tatsache behandelt wurde.

Ende Oktober publizierte die Uno ihr regelmäßiges Update zur Lage in Gaza. Die Daten übernimmt sie weitgehend ungeprüft von der Hamas, die bekanntlich ihr Interesse an hohen Opferzahlen der Zivilbevölkerung geschickt mit halbwegs glaubwürdigen Angaben verschränkt. Die Welt erwartete das Schlimmste, eine bessere Gelegenheit, jeden Zweifel über die genozidale Absicht Israels auszuräumen, gab es selten. Mit welcher Zahl an »malnutrition-related deaths« unterstrich die Dienststelle für antiisraelische Propaganda die erwarteten 10.000 Hungertoten? Für den Zeitraum von Ende August bis Mitte Oktober: 192. Für den gesamten Zeitraum des Krieges: 463. Mehr waren nicht glaubwürdig.

Es ist kein Antimilitarist, wer sich bedenkenlos auf eine Diskussion über angemessene Kollateralschäden eines Krieges einlässt, und die israelische Opposition forderte von ihrer Regierung längst, so viele Lebensmittel in den Gazastreifen zu schicken, dass keine Knappheit herrscht, selbst wenn die Hamas einen Großteil davon stiehlt. Mitarbeiter von NGOs und Journalisten aber, die Gerüchte über Israel als Gewissheit in die Welt setzen, deren Widerlegung unterschlagen und unbeirrt damit fortfahren, Israel zum Bösen zu erklären, leben eine Obsession aus, die nur aus einer antisemitischen Projektion hervorgehen kann.

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