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Kuschelroboter & Wegwerftechnik

»Das industrielle System … produziert die Bedürfnisse für die Produkte, die es produziert, laufend mit … Der Konsum muss auf ebenso hohe Touren gebracht werden wie der Produktionsapparat«, zitiert Wolfgang König in seiner aktuellen Geschichte der Wegwerfgesellschaft (Franz-Steiner-Verlag) den NS-Soziologen Hans Freyer, der in der Nachkriegszeit eine »Konsumpflicht« forderte und Reparaturen als »Sabotage am Produk-tionsapparat« geißelte. Gemäß dieser Prämisse symbolisiert die allwinterliche Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas den »hedonistischen Konsumismus« (Pier Paolo Pasolini) besser als jedes Einkaufszentrum und jeder Genfer Autosalon. Neben 8K-Fernsehern mit zweieinhalb Metern Bilddiagonale und hyperdigitalen Totfahrmaschinen gibt’s dort obsoleszenten Blödkram wie einen Subwoofer als Schultergurt, einen Toilettensitz mit Sprachassistenz, ein Katzenklo mit Sensoren, die den Urin des Tieres analysieren. Die Gebrauchswertverächterfirma Inupathy präsentierte ein digitales Gefühlshalsband für Hunde, während Hersteller Groove X den Mediendarling Lovot durch die Hallen fahren lässt, einen putzigen Roboter für liebesbedürftige Besitzer, die 2.500 Euro erübrigen wollen – plus Abogebühren.

Wer da nicht zugreift, gerät zum Konsumsaboteur; Dummheit indes stört nicht beim Kauf, weil in den herrlichen Produkten aus Erdöl, Kupfer, afrikanischem Gold, Platin, Zinn und seltenen Erden »Künstliche Intelligenz« (KI) steckt. Das Amazon-Subunternehmen Ring zeigte in Las Vegas »smarte Lampen«, deren Käufer mittels App die Licht-intensität bestimmen, via Internet die Digitaldinger einschalten und »Beleuchtungszeitpläne« erstellen. Dabei ist den privaten Smartlampen-Managern wurscht, dass es sich bei »KI« meist um variable Algorithmen mit Datensammelwut handelt. Der Kuschelroboter Lovot ist ein Depperl, die KI-Lampen sind ohne App ebenso blöd wie Lampan von Ikea, während die »intelligenten« Fahrzeuge radelnde und spazierende Mitmenschen so tödlich plätten wie Diesel-Benze anno 1972. Das bisschen Pseudo-KI wird teuer erkauft, denn gigantische Rechenzentren sind nötig, um exabytegroße Datenmengen für Verkehr und Betrieb zu analysieren. Inmitten dieser irren Ressourcenverschwendung auf der CES gibt’s zwar keinen Auto-auf-Abstandhalter für Radfahrer, dafür aber einen Autokoloss von Mercedes, dessen »kompostierbarer Akku« beweist, was diese Weltzerstörer unter »green technology« verstehen.

Peter Kusenberg