Der DDR-Dissident und Gottesknecht Friedrich Schorlemmer verstarb am vergangenen Sonntag im gesegneten Alter von 80 Jahren. »Seine letzten Worte müssen eines Tages in den Nachrichten an erster Stelle zitiert werden«, forderte Gerhard Henschel in konkret 7/93. Doch finden sich letzte Worte in den nun Schorlemmervollen Schlagzeilen weder an erster noch an irgendeiner Stelle. Und auch in den »Tagesthemen« wurde leider nie, wie Henschel gern gesehen hätte, vorgeführt, wie Schorlemmer »heimlich Crack knabbert, Tinte trinkt und Kakao predigt.« Schade.
Zum 100. Geburtstag des großen US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin sei hier ein Interview von Brigitte Jakobeit mit Baldwin wiederveröffentlicht, das in konkret 11/86 erschien. Es belegt eindrücklich, was auch Sabine Lueken im aktuellen Heft feststellt: Baldwin hat als politischer Denker nichts an Aktualität verloren.
Am 27. Juli ist der Komponist Wolfgang Rihm gestorben, und die Presse überschlägt sich mit endlosen Trauergesängen auf den "Berührbaren" ("FAZ"). In konkret 10/21 reichte Frieder Reininghaus eine Heftspalte, um zu zeigen, weshalb Rihm in der deutschen Kulturindustrie als "großer Mann" (seine Biographin in der "NZZ") und "Schlüsselfigur" ("Spiegel") galt: Er warder"repräsentative Komponist der BRD" (Reininghaus).
Kein Nachruf auf den Gesellschaftswissenschaftler Reinhard Opitz, der diese Woche seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte. An dessen Stelle die Wiederveröffentlichung einer Kritik an seinen Ausführungen zur »Monopolgruppen-Theorie«: Georg Fülberth schrieb in konkret 6/00, was diese zum Verständnis des historischen Faschismus beiträgt. Er konstatiert: »Reinhard Opitz hat riesige Fakten-Massen über Ideologien und Organisationen ausgebreitet, um deren Funktionieren im monopolkapitalistischen Kalkül nachzuweisen. Er schuf dadurch die Möglichkeit, gerade diese seine Zentralthese zu relativieren, indem nämlich jener Überschuß sichtbar wird, der auf die Interessenwahrnehmung des Kapitals zurückwirkt.«
Derzeit läuft ein Gerichtsprozess gegen 27 "Reichsbürger". Diesem ging Mitte Dezember 2022 eine bundesweite Razzia voran. In diesem Zusammenhang sprach in konkret 2/23 die damalige Obfrau der Linksfraktion für den Innenausschuss des Bundestags, Martina Renner, über die Gefährlichkeit der Gruppierung und konstantierte: "Man will nicht wahrhaben, dass ein Teil dieses Problems nicht ein Angriff auf die Institutionen ist, sondern ein Angriff aus den Institutionen heraus."
Am 28. April jährte sich der Geburtstag von Karl Kraus zum hundertfünfzigsten Mal, und u.a. der "Deutschlandfunk" verlängerte die Tradition, Kraus als "Sprachpuristen" und "Monomanen" zu denunzieren, dessen "Texte von Eitelkeit durchzogen" seien und dessen Sätze "wirken, als würden sie sich beständig im Spiegel anschauen". konkret nimmt dies zum Anlass, Hermann L. Gremlizas Richtigstellung derartiger Polemik, "Karl Kraus und das Bürgerpack" (1977), wieder zu veröffentlichen.
Stefan Raab hat sein Comeback ins TV-Showbusiness angekündigt, und immerhin moderiert er vorläufig nicht ein "Kanzlerduell" wie 2013, sondern will sich von Regina Halmich verprügeln lassen. Dass sich der "Pussy-Witzbold" längst "vollständig, lebenslänglich und unwiderruflich diskreditiert" hat, schrieb Gerhard Henschel in konkret 04/13.
Cannabis - oder wie es Jugend-Anbiederungs-Minister Lindner nennt: Bubatz - ist in Deutschland ab dem 01.04.2024 legal. Dass es noch nie vernünftige Gründe für ein Verbot gab, war in konkret 4/14 zu lesen. Genau zehn Jahre später lässt sich Günter Amendts ABC des THC dafür heranziehen, die Druckserei im Bundestag zu erklären, die nun zur Teillegalisierung, also zur Vollbürokratisierung von Cannabis führte. "100 Jahre Dämonisierung" gingen ihr voran.
Letzte Woche kam Jonathan Glazers "The Zone of Interest" in die Kinos. Tim Lindemann empfahl den "herausragenden Film" in konkret 2/24: "Es ist der Einblick in die selbstverständliche Berufung auf das Recht zur Tötung, sogar zur Ausrottung anderer, der »The Zone of Interest« als Film über Faschismus so prägnant macht. Ein heiteres Kaffeekränzchen im Familienkreis liegt oft nur einen Moment entfernt vom Planen einer neuen Gaskammer."
Am 27. Februar wurde das ehemalige RAF-Mitglied Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Daniela Behrens, Niedersachsens Innenministerin (SPD), sprach von einem "Meisterstück" und "Meilenstein" der deutschen Kriminalitätsgeschichte, Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der Grünen, von einem Erfolg im "Kampf um die freie Welt" gegen "alle ihre Feinde". Dass es in der öffentlichen Berichterstattung zur RAF längst nicht mehr "nur" um die RAF geht, "sondern darum, jeden Gedanken an Rebellion, ... jede Diskussion der notwendigen Mittel politischer Veränderung zu denunzieren und endgültig zu delegitimieren", darüber unterhielten sich Karl-Heinz Dellwo, Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Hermann L. Gremliza und Thorwald Proll bereits in konkret 03/08.