David Lynch ist am Mittwoch gestorben. In konkret 12/99 erklärte Georg Seeßlen die Bedeutung des Regisseurs für das amerikanische Kino: »Lynchville war der (amerikanische) Ort, der förmlich cineastisch aufgebrochen wurde, ein Bild- und Text-Cracking, das auch die letzte Einheit der Erzählung, die bürgerliche 'Person', nicht heil ließ.«
Ein neues Buch zeigt den aktuellen Stand der populärwissenschaftlichen Soziologie: Obdachlosigkeit hat mit uns allen zu tun – viel mehr als Diskriminierung abbauen, lässt sich aber nicht machen. Von Till Schäfer
Der DDR-Dissident und Gottesknecht Friedrich Schorlemmer verstarb am vergangenen Sonntag im gesegneten Alter von 80 Jahren. »Seine letzten Worte müssen eines Tages in den Nachrichten an erster Stelle zitiert werden«, forderte Gerhard Henschel in konkret 7/93. Doch finden sich letzte Worte in den nun Schorlemmervollen Schlagzeilen weder an erster noch an irgendeiner Stelle. Und auch in den »Tagesthemen« wurde leider nie, wie Henschel gern gesehen hätte, vorgeführt, wie Schorlemmer »heimlich Crack knabbert, Tinte trinkt und Kakao predigt.« Schade.
Zum 100. Geburtstag des großen US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin sei hier ein Interview von Brigitte Jakobeit mit Baldwin wiederveröffentlicht, das in konkret 11/86 erschien. Es belegt eindrücklich, was auch Sabine Lueken im aktuellen Heft feststellt: Baldwin hat als politischer Denker nichts an Aktualität verloren.
Am 27. Juli ist der Komponist Wolfgang Rihm gestorben, und die Presse überschlägt sich mit endlosen Trauergesängen auf den "Berührbaren" ("FAZ"). In konkret 10/21 reichte Frieder Reininghaus eine Heftspalte, um zu zeigen, weshalb Rihm in der deutschen Kulturindustrie als "großer Mann" (seine Biographin in der "NZZ") und "Schlüsselfigur" ("Spiegel") galt: Er warder"repräsentative Komponist der BRD" (Reininghaus).
Kein Nachruf auf den Gesellschaftswissenschaftler Reinhard Opitz, der diese Woche seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte. An dessen Stelle die Wiederveröffentlichung einer Kritik an seinen Ausführungen zur »Monopolgruppen-Theorie«: Georg Fülberth schrieb in konkret 6/00, was diese zum Verständnis des historischen Faschismus beiträgt. Er konstatiert: »Reinhard Opitz hat riesige Fakten-Massen über Ideologien und Organisationen ausgebreitet, um deren Funktionieren im monopolkapitalistischen Kalkül nachzuweisen. Er schuf dadurch die Möglichkeit, gerade diese seine Zentralthese zu relativieren, indem nämlich jener Überschuß sichtbar wird, der auf die Interessenwahrnehmung des Kapitals zurückwirkt.«
Derzeit läuft ein Gerichtsprozess gegen 27 "Reichsbürger". Diesem ging Mitte Dezember 2022 eine bundesweite Razzia voran. In diesem Zusammenhang sprach in konkret 2/23 die damalige Obfrau der Linksfraktion für den Innenausschuss des Bundestags, Martina Renner, über die Gefährlichkeit der Gruppierung und konstantierte: "Man will nicht wahrhaben, dass ein Teil dieses Problems nicht ein Angriff auf die Institutionen ist, sondern ein Angriff aus den Institutionen heraus."
Am 28. April jährte sich der Geburtstag von Karl Kraus zum hundertfünfzigsten Mal, und u.a. der "Deutschlandfunk" verlängerte die Tradition, Kraus als "Sprachpuristen" und "Monomanen" zu denunzieren, dessen "Texte von Eitelkeit durchzogen" seien und dessen Sätze "wirken, als würden sie sich beständig im Spiegel anschauen". konkret nimmt dies zum Anlass, Hermann L. Gremlizas Richtigstellung derartiger Polemik, "Karl Kraus und das Bürgerpack" (1977), wieder zu veröffentlichen.
Stefan Raab hat sein Comeback ins TV-Showbusiness angekündigt, und immerhin moderiert er vorläufig nicht ein "Kanzlerduell" wie 2013, sondern will sich von Regina Halmich verprügeln lassen. Dass sich der "Pussy-Witzbold" längst "vollständig, lebenslänglich und unwiderruflich diskreditiert" hat, schrieb Gerhard Henschel in konkret 04/13.
Cannabis - oder wie es Jugend-Anbiederungs-Minister Lindner nennt: Bubatz - ist in Deutschland ab dem 01.04.2024 legal. Dass es noch nie vernünftige Gründe für ein Verbot gab, war in konkret 4/14 zu lesen. Genau zehn Jahre später lässt sich Günter Amendts ABC des THC dafür heranziehen, die Druckserei im Bundestag zu erklären, die nun zur Teillegalisierung, also zur Vollbürokratisierung von Cannabis führte. "100 Jahre Dämonisierung" gingen ihr voran.