VON konkret

Fünfundvierzig Jahre lang hat Hermann L. Gremliza jeden Monat eine Politikkolumne verfasst, die den Zustand der Welt, hüben und drüben, erklärte, sowie ein EXPRESS, das die Verantwortung der Presse für diesen Zustand vorführte. Da diese Aufgabe dauerhaft niemand wird übernehmen können, ohne sich zu blamieren, werden wir anstelle einer Politikkolumne in Zukunft einen thematischen Aufmacher veröffentlichen. In diesem Heft schreibt Kay Sokolowsky über den Testlauf des bürgerlichfaschistischen Bündnisses in Thüringen, und statt des EXPRESS erscheint als Entsprechung des politischen Interviews auf Seite 3 ein kurzes Gespräch mit einem/einer Kunstschaffenden.

In konkret 2/20 schrieb Merlin Wolf über »Aufgeklärt statt Autonom«, eine Aufklärungskampagne zur Prävention von Linksextremismus für die Schulen«, die Anfang November 2019 in Hessen startete. Im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen (GEW) ist nun ein Gutachten erschienen, das zu demselben Ergebnis kommt wie Wolf: Das Unterrichtsmaterial sei »wissenschaftlich, pädagogisch und didaktisch nicht haltbar« und also, sagt die GEW-Landesvorsitzende Birgit Koch, »flächendeckend in die Mülltonnen« zu entsorgen. 

Auf den Seiten 53 bis 63 dieser Ausgabe sichtet konkret in einem Literatur-Spezial zur Leipziger Buchmesse Neuerscheinungen.

Die »Sächsische Zeitung« urteilt über Mira Landwehrs Buch »Vier Beine gut, zwei Beine schlecht«. Zum Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass in der veganen Tierrechtsbewegung (konkret texte 77): »In ihrem Buch beschäftigt sich die Autorin kritisch mit menschenfeindlichen Tendenzen innerhalb der Tierschutzszene. Landwehr kennt die Bewegung aus jahrelanger Teilnahme. Sie ist aber keine Renegatin, der es darum ginge, nach ihrem Abschied Spott über die Bewegung zu gießen. Landwehr kämpft weiterhin für ein Ende der Ausbeutung von Tieren, wehrt sich jedoch dagegen, diesen Kampf von dem für die Emanzipation der Menschen zu trennen. Ihr kluges und kenntnisreiches Buch dürfte ihr den Hass einiger Fanatiker einbringen, könnte aber auch zu einer selbstkritischen Erneuerung der Bewegung beitragen.«

Das »Neue Deutschland« schließt sich an: »Mira Landwehr hat eine marxistisch fundierte Analyse vorgelegt, in der auch Leerstellen der veganen Linken aufgezeigt werden … Wie notwendig das Buch ist, das übrigens mitnichten gegen vegane Ernährung argumentiert, sondern eher für einen kritischen Veganismus und eine ideologiekritische Analyse von Tierausbeutung plädiert, zeigen die Amazon-Rezensionen wütender Tierrechtler. ›Vier Beine gut, zwei Beine schlecht‹ ist ein kluges und wichtiges Buch.«

Und »Belltower News«, der Blog der Amadeu-Antonio-Stiftung, meint: »Mira Landwehr, Autorin bei der konkret, hat jüngst ein sachkundiges Buch zu diesem Themenkomplex veröffentlicht. Landwehr greift dabei selbst, wie insbesondere im Schlusskapitel deutlich wird, Partei für den Tierschutz: Dabei denkt sie allerdings das Elend der Massentierhaltung … nicht als Folge ethischer Verfehlungen, sondern der Logik der Kapitalakkumulation inhärent. Dieser Fokus hebt das Buch von moralisierenden Artikeln und Pamphleten ab, bringt sie jedoch offenbar in den Konflikt mit einem bestimmten Teil der (veganen) Tierrechtsszene, den die Autorin immer wieder aus eigener Erfahrung nachzeichnet … Es bleibt dem Buch zu wünschen, dass möglichst viele der hier angerissenen Fäden aufgenommen werden und sich eine längst überfällige Debatte zu regressiven Tendenzen in der Tierrechtsbewegung entspinnt.«

Das Buch – gedruckt 125 Seiten, 15 Euro – ist jetzt auch als E-Book erhältlich (11,99 Euro). Für Veranstaltungen steht die Autorin zur Verfügung; Interessentinnen und Interessenten melden sich bitte beim Verlag.

Korrektur: Im Vorspann zu Erich Späters Artikel »Ungarn zum Exempel« in konkret 2/20 ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen: Da die Rote Armee Auschwitz bereits am 27. Januar 1945 befreit hatte, konnte sie zum Zeitpunkt der Befreiung Budapests am 13. Februar die dort verbliebenen 119.000 ungarischen Juden zwar vor ihrer Ermordung durch die Nazis etwa auf den Todesmärschen, nicht aber vor einer Deportation nach Auschwitz retten.