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Der Tod steht ihr schlecht

Peter Kusenberg über das Computerspiel »The Last of Us II«

Ellie ist 19 Jahre alt, neulich hat sie zum ersten Mal mit Dina geknutscht. Kurz nach der ersten gemeinsamen Nacht während eines Schneesturms im US-Präriestaat Wyoming muss sie mit ansehen, wie ihr Ziehvater Joel auf grausliche Weise ermordet wird. Dies setzt eine Rachetour in Gang, in deren Verlauf sich Ellie von einem gitarreklimpernden Teenie in eine brutale Totschlägerin verwandelt. Das von Presse und Publikum gelobte Endzeit-Adventure setzt die Geschichte des Vorgängers »The Last of Us« fort (siehe konkret 8/13), in dem der/die Spieler/ in jenen alternden Joel steuert, der väterliche Liebe für die damals 14jährige entwickelt und am Ende eine für Teil 2 folgenschwere Entscheidung trifft.

Leider hat das Sony-Studio Naughty Dog entschieden, statt der erzählstarken und actionarmen Erweiterung von Teil 1, »Left Behind«, die eigene Actionserie »Uncharted« zum Vorbild zu nehmen. Es kracht und splattert allenthalben, wenn Ellie Mutanten mit der Pumpgun abknallt, Molotow-Cocktails in Menschentrauben wirft und Wachsoldaten hinterrücks mit dem Messer ersticht; sie tötet sogar eine Schwangere und prügelt eine Komplizin der Joel-Mörderin mit einer Eisenstange zu Tode. Rache treibt auch Ellies Gegenspielerin an. Jene spielbare Abby erweist sich als ebenso brutale Mörderin, was zu seriellen Gewaltexzessen führt, die aber unterbrochen werden durch ruhige, literarisch gehaltvolle Sequenzen und interaktive Rückblenden in die jüngere Vergangenheit der beiden Frauen.

Dieses Prozedere des Studios entspricht der spiel-erzählerischen Unstimmigkeit zwischen Actionrealität und literarischem Anspruch der meisten Action- Adventures; doch im Fall von »The Last of Us Part II« ist der Actionfokus bedauerlich, da der Abscheu vor den mordenden Frauen wächst. Bei aller Brillanz des Designs, der (deutschen) Sprecher/ innen, der Mimik und Gestik ergibt sich ein Unbehagen, das dem Verdikt des niederländischen Kulturhistorikers Johan Huizinga über Kriegsspiele im allgemeinen entspricht: dass in diesen Spielen im Kampf gegen die vermeintlich Minderwertigen »jede Beschränkung der Gewalt aufhört (…) und man die Geschichte der Menschheit besudelt sieht von der abscheulichsten Grausamkeit«.

Peter Kusenberg

»The Last of Us Part II«, Sony, für Playstation 4, 70 Euro, ab 18 Jahren