Frau Mayr kommt herum

Aus dem Leben der ältesten Krummnußbaumerin. Von Stefan Gärtner

Nichts ist ja so bewegend wie ein bewegtes Leben; wenn es dann auch noch 102 Jahre währt! Dann kommen zum Geburtstag nicht nur Pfarrer und Bürgermeister, dann kommt sogar die Zeitung, ist man doch, im österreichischen Krummnußbaum ansässig, die älteste Krummnußbaumerin der Welt: Sie absolvierte die Handelsschule in Amstetten, danach arbeitete sie am Postamt Pöchlarn. »Schon in dieser Zeit war die Sehnsucht nach fremden Ländern sehr groß«, sagt sie mit einem Schmunzeln. Also ließ sich Frau Mayr vom Postdienst freistellen – und wurde an der Heeresschule für Nachrichtenhelferinnen in Gießen in Deutschland zur Nachrichtenhelferin ausgebildet. »Nach der Ausbildung wurden die Absolventen in ganz Europa eingesetzt«, erzählt die älteste Krummnußbaumerin. Und das kam der reiselustigen Frau Mayr gerade recht. Noch dazu war man im griechischen Athen gerade auf der Suche nach einer Nachrichtenhelferin. »Ich war sehr glücklich über den Einsatzort Athen. Immer wieder besuchte ich die Akropolis, die war damals noch frei zugänglich«, erinnert sie sich. Die Freizeit in Griechenland verbrachte sie vorwiegend mit Schwimmsport, so erlangte sie in Athen unter anderem die Schwimmabzeichen in Gold, Silber und Bronze. »Von Piräus am Festland schwamm ich immer wieder zur Insel Salamis und wieder zurück«, erzählt sie, zurecht (sic) nicht ohne Stolz. Nach zwei Jahren in Athen wurde sie wieder nach Deutschland zurückbeordert, danach ging es für die Nachrichtenhelferin nach Lemberg in Polen, Krementschuk in Russland und ins italienische Trient. Dort gelangte Frau Mayr in amerikanische Kriegsgefangenschaft –

aber warum denn bloß? Fürs leidenschaftliche Reisen? Das kulturelle Interesse? Die drei Schwimmabzeichen? Oder weil sie in Polen, Russland und Italien dem Piefke bei der Nachrichtenübermittlung geholfen hat? Wir wollen es, aus Respekt vorm bewegten, gesunden, zufriedenen Leben der nunmehr ältesten Krummnußbaumerin, sowenig wissen wie Kollegin Denise Schweiger (!!) von den »Niederösterreichischen Nachrichten«. Sie hat viel erlebt, viel von der Welt gesehen, sie erinnert sich gern an ihr bewegtes Leben zurück. Das, und wir sagen es mit einem Schmunzeln, mit 60 Millionen Toten ja nicht zu teuer bezahlt ist.