Schöne Translokation
Die Künstlerin Maria Eichhorn plante, den Deutschen Pavillon von den Giardini della Biennale in Venedig aufs Festland schaffen zu lassen. Obwohl sich das von Yilmaz Dziewior kuratierte Vorhaben zerschlug, sieht Werner Bloch in der »FAZ« vom 4. Oktober die Ehre des Vaterlandes beschmutzt.
»Malerisch«, schreibt er, »liegt der Deutsche Pavillon in Venedig auf einer Anhöhe der Giardini, umgeben von mächtigen Bäumen und dem Blau der Lagune. Der Tempelbau mit den zackig-neoklassizistischen Säulen ist der Stolz der auswärtigen Kulturpolitik.« Von jeher ist die auswärtige Kulturpolitik stolz auf diese neoklassizistische Zackigkeit. Es handelt sich um einen Nazibau. Doch Eichhorn und der »schillernde« Dziewior hätten den Pavillon »quasi wegbeamen« wollen. Damit könnte er viel von seinem »Glanz« und wohl auch an Gloria verloren haben.
An die Nazivergangenheit zu erinnern, sei »kalter Kaffee«, »mitten in einer historischen Zeitenwende« dürfe man anderes erwarten. Bloch wünscht sich vielleicht, dass Maria Eichhorn dem Asow-Regiment als dem Verteidiger der europäischen Demokratie Kränze windet. In einer »Nacht-und-Nebel-Aktion« und »klammheimlich« hätten sie und Dziewior »Backsteine aus dem Deutschen Pavillon, immerhin nationales Kulturerbe wie das Brandenburger Tor«, verschleppt. Da der erste, der eine »Nacht-und-Nebel-Aktion« empfahl, Adolf Hitler war und »klammheimlich« stets mit dem »Mescalero«-Nachruf auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback verbunden bleibt, sollen die »FAZ«-Leser sich die beiden Strolche wohl als Nazis und Terroristen vorstellen. »Deutschland kann auf solche Vorgänge nicht stolz sein.«
Damit es seinen Stolz so bald nicht wiederfindet, schlage ich für die Berlin Biennale vor, die Dependance der »FAZ« in der Mittelstraße, einst Sitz des Reichsbauernführers, abzubauen und von Bundeswehr-Hubschraubern aufs Berliner Stadtschloss werfen zu lassen. Das Schloss (»nationales Kulturerbe«), das, wie Heinz Emigholz in seinem neuen Film »Schlachthäuser der Moderne« überzeugend darlegt, eines der ekelhaftesten Gebäude der Welt ist, läge in Trümmern. Und damit wäre nicht nur der Kunst gedient.
Stefan Ripplinger