VON konkret

Anlässlich des achtzigsten Jahrestags des Massakers der Deutschen im griechischen Kalavryta erschien im letzten Heft (konkret 12/23) ein Stück über das konsequente »Vergessen« dieses Ortes in der deutschen Erinnerungskultur. Eberhard Rondholz zeigte am Beispiel deutscher Reiseführer das Bemühen, den Landsleuten ihre Reiselust nicht dadurch zu vermiesen, dass man ihnen erzählte, was sie noch nie hatten wissen wollen. Betitelt war das Stück mit einem Satz aus dem Lied »Drei Wünsch frei« der Kölner Band Bap: »Sinn die Massaker all verdräng, vun Kalavrita bess Warschau?« Für den Fall, dass Leser/innen des Kölner Dialekts nicht mächtig sind, hier die Übersetzung: »Sind die Massaker schon verdrängt von Kalavrita bis Warschau?«

»Der Terrorangriff der Hamas auf Israel« habe sich auch »gegen die Menschlichkeit selbst« gerichtet, sagte Olaf Scholz in Berlin vor dem Brandenburger Tor, wo er auf einer Hebebühne neben Rabbiner Yehuda Teichtal das erste Feuer auf einem zehn Meter hohen Chanukka-Leuchter entzündete: »Wir nehmen es nicht hin, wenn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger Angst haben müssen, offen ihre Religion, ihre Kultur, ihren Alltag zu leben, wenn sie ihr grundlegendes Recht wahrnehmen, sichtbar zu sein, ein Recht, das alle Menschen in unserer Gesellschaft haben, ohne Unterschied.« Dass das erst mal gar nichts heißt, sondern reine Symbolpolitik ist, die immer auch eine andere, wirkungsvollere ersetzt, haben alle deutschen Solidaritätsbekundungen mit Israel und die offenkundig falsche Behauptung, es gäbe in Deutschland keinen Platz für Antisemitismus, gezeigt. Warum also lässt Yehuda Teichtal Scholz nicht einfach stehen, sondern macht bei einer PR-Veranstaltung für das wiedergutgemachte Deutschland mit? Weil solche Gesten und Bekenntnisse, so unaufrichtig sie immer sein mögen, einen Maßstab vorgeben für das, was in diesem Land öffentlich gesagt und, vor allem, was öffentlich (noch) nicht gesagt werden kann. Das ist nicht viel, aber es ist besser als nichts. An-derenfalls würde der in dieser Gesellschaft verankerte Judenhass sich zunächst in politischer Rede, in Film, Funk und Fernsehen, auf Elternabenden und Volksfesten verbal Bahn brechen, um sich schließlich gewalttätig gegen Juden und jüdische Einrichtungen auszutoben.

Die letzte Preiserhöhung für ein konkret -Einzelheft beziehungsweise ein Abonnement liegt zweieinhalb Jahre zurück. Die Kosten im Printbereich sind in dieser Zeit explosionsartig angestiegen: Die Papierpreise haben sich verdoppelt, die Inflation liegt bei 17 Prozent, die Vertriebskosten geben die erhöhte Maut auf Transport- und Übernahmesätze und das teurer gewordene Lagern der Hefte, die Preissteigerungen bei Kommissionierung und Verarbeitung weiter, die Versicherungen erhöhen ihre Beiträge, die Portokosten steigen Jahr für Jahr … Um diese Mehrkosten aufzufangen, wird der Heft-preis ab der Februar-Ausgabe um 50 Cent auf sieben Euro – in der Hamburger Innenstadt der Preis für drei Kugeln Schokoladeneis – angehoben. Entsprechend kostet ab 1. Januar ein Normal-Abo 68 Euro, ein ermäßigtes 54.

Gleichzeitig meldet der Moderne Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG in seinem Newsletter vom November 2023:

Generell lässt sich sagen, dass die Absatzentwicklung des Gesamtmarkts in den ersten neun Monaten dieses Jahres (2023) mit einem Minus von 7,2 Prozentpunkten negativ im Vergleich zum Vorjahr verläuft. Besser als das Vorjahr entwickeln sich erfreulicherweise die Warengruppen Rätsel/Romane (+1,8 Prozent) sowie Familie/Tiere (+3,6 Prozent). Die Objektgruppen Hobby/Kultur (–4,6 Prozent), TV-Programm (–5,3 Prozent) und Frauen/Unterhaltung (–6,2 Prozent)entwickeln sich besser als der Gesamtmarkt.

Da konkret weder zur »Objektgruppe« Rätselheft noch Familie/Tier zählt, sondern als linke Zeitschrift für Politik und Kultur die für das »Segment« typischen Verkaufseinbußen von 11,5 Prozent verzeichnet, ist der Verlag auf Ihre Mithilfe angewiesen (siehe Abo- und Spendenaufruf auf Seite 8).